Marianne Weil
Texte, Features, Radiocollagen
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Das Verhör des Lukullus – Eine kameradschaftliche Diskussion mit dem Zentralkomitee

Produktion: SFB/DLF 1997

Eigentlich sollte die Uraufführung der Lukullus-Oper von Bertolt Brecht und Paul Dessau verhindert werden, denn sie passte nicht zur neuen Parteilinie der SED. Da sie aber doch am 17. März 1951 im Berliner Admiralspalast stattfand, sollte sie wenigstens ein Desaster werden.

Die Oper sollte durchfallen. Das richtige Publikum dafür war organisiert worden, es sollte ordentlich pfeifen und mit klassenbewussten Buhrufen die Musik von Dessau erledigen. Das Publikum aber brach in tosenden Beifall aus und trampelte begeistert mit den Füßen. Ulbricht verließ zornig die Loge. Es war eine Niederlage für die Partei, ein schaler Sieg für Bertolt Brecht und ein jahrzehntelanges Reizthema in den Ost-West-Debatten.

Die Vorgeschichte dieses Opernskandals ist ein politischer Krimi, spannend auf jeden Fall, aber auch grotesk und deprimierend: Wie die Oper auf dem Spielplan gehalten wird, trotz der beginnenden Kampagne gegen „formalistische“ Kunst, wie der berühmte Hermann Scherchen für die Aufführung gewonnen wird, ohne dass er überhaupt die Partitur Paul Dessaus kennt, wie die politischen Instanzen versuchen, die Aufführung zu verhindern, wie Dessau zurückweichen will, Brecht aber nicht, wie Ernst Legal in kühner Ignoranz das Projekt vorantreibt und Brecht durch einen Trick die Genossen hinhält, wie die Musik in einer „kameradschaftlichen“ Schaudiskussion kritisiert wird, während man gleichzeitig das Auspfeifen durch Volkes Stimme organisiert, wie die Uraufführung dann „inoffiziell“ stattfindet, aber nicht Uraufführung genannt werden darf, wie Brecht nach dem März-Triumph drei neue Szenen schreibt und die Genossen am 12. Oktober 1951 eine weitere Aufführung genehmigen, die nun auch offiziell Uraufführung genannt werden darf.

Die Dokumentation benutzt Archivmaterial der Staatsoper, der Akademie der Künste, und der SED. Es sprechen Zeitzeugen und Experten wie Hans Borgelt, Stephan Hermlin, Manfred Wekwerth, Klaus Völker und Joachim Lucchesi. Die Musik übernimmt einen eigenständigen Part und zwar sowohl in der Einspielung von 1966 als auch im Original-Mitschnitt von 1951.

 

Ein Ausschnitt mit Hans Borgelt, der mit Paul Dessau befreundet war und als einer der ersten die Partitur sieht, mit Wilhelm Girnus, der den Formalismus in der Kunst verurteilt (Archivton von1951), mit den Zeitzeugen Manfred Wekwerth und Stephan Hermlin und dem Experten Joachim Lucchesi:

 

Skript:

Lukullus