DEM …EUTSCHEN …OLKE oder So klang der Kalte Krieg
Originalton-Hörspiel
Produktion SR/SFB 1995
Das Hörspiel mit dem kaputten Titel handelt von einem kaputten Land, das nach einem gemeinsam verlorenen Krieg auf der politischen Weltbühne zwei neue Rollen sucht. Gespielt wird der „Kalte Krieg“.
Nach 1945 stand der Berliner Reichstag pathetisch an der Grenze zwischen Ost und West. Die Kuppel war ausgebrannt und der Inschrift über dem Hauptportal fehlten die Buchstaben „D“ und „V“. DEM …EUTSCHEN …OLKE stand da. Das Haus war außen sichtbar zerstört durch fremde Soldaten, während es doch politisch von den eigenen Leuten viel gründlicher ruiniert worden war. Das Hörspiel mit dem kaputten Titel handelt von einem kaputten Land, das gemeinsam einen Krieg verloren hat und nun in einem neuen ideologischen Krieg neue Rollen einübt. Das Stück heißt „Kalter Krieg“. Die Bühne ist das geteilte Berlin. Die handelnden Personen agieren auf beiden Seiten der noch nicht durch die Berliner Mauer befestigten Ost-West-Grenze. Die Intendanten aber sitzen in Moskau und in Washington.
Der Plot ergibt sich aus politischen Ereignissen in diesem Zeitraum: Friedenskämpfer in Ost-Berlin, Freiheitsglocke und Freiheitskämpfer in Westberlin, Grüne Woche in Berlin, sozialistische Landwirtschaft, Aufbau der Stalinallee, Flüchtlinge aus der Zone, Staatstrauer nach Stalins Tod, Staatstrauer nach dem 17. Juni.
Die in der Montage reden, haben nie miteinander gesprochen. Weder Ernst Reuter und Otto Grotewohl noch Walter Ulbricht und Konrad Adenauer saßen je an einem Tisch. Sie und die andern werden mit der Gewalt des Schnitts in einen Wortwechsel gezwungen, um den die einen stets gebettelt und den die andern stets verweigert haben. Das Stück inszeniert so ein deutsch-deutsches Gespräch mit schmerzhaft vertrauten, exotisch bizarren, mit unfreiwillig komischen und mit großen falschen Tönen auf beiden Seiten. Es ist eine Art Anhörung sehr entfernter, sehr verfeindeter Vergangenheiten, die sich nicht so einfach wiedervereinigen lassen.
Auf der „Woche des Hörspiels“ der Akademie der Künste Berlin wurde das Stück ausgezeichnet mit dem Publikumspreis „Lautsprecher“ 1995.
Die im „HörVerlag“ erschienene CD ist vergriffen.